Deutschlands Energieversorgung befindet sich im Wandel. Ein stetig wachsender Anteil des erzeugten und in das Netz eingespeisten Stroms stammt aus erneuerbaren Energien aus Sonnen-, Wasser- und Windkraft – ein positiver Trend, der Netzbetreiber vor Herausforderungen stellt. Die vielen dezentralen Erzeugungsanlagen speisen wetterbedingt nur unregelmäßig und mit schwankenden Beiträgen ein. Dem gegenüber steht ein dynamisches Verbrauchsverhalten im privaten und gewerblichen Bereich, angeführt von einem stark zunehmenden Energiebedarf im Bereich der E-Mobilität. Intelligente Lösungen sind gefragt, um das Last- und Speicher-Management unter diesen Voraussetzungen zu bewältigen und die Stromnetze stabil zu halten.
Die e-netz Südhessen unterhält ein eigenes Funknetz im 450-Megahertz-Frequenzbereich, über das Anlagen, Standorte und Personen miteinander kommunizieren. Das eigenständige Netz gewährleistet die sichere und störungsfreie Übertragung eines stetig wachsenden Datenvolumens selbst im Krisenfall. Öffentliche Funknetze können diese hohen Anforderungen nicht erfüllen.
„Die 450-MHz-Frequenz macht die Kommunikation der Energienetze zukunftsfähig. Die Akteure des Energiesystems tauschen darüber kontinuierlich Informationen aus, die essenziell für die Steuer- und Regelvorgänge in den Stromnetzleitstellen sind“, beschreibt Holger Klein, technischer Vorstand der e-netz Südhessen, den wichtigen Beitrag der Plattform zur Versorgungssicherheit. Sollte es zu einem echten Blackout, also zu einem großflächigen und länger andauernden Stromausfall kommen, bleibt das 450-MHz-Netz für mindestens 72 Stunden voll funktionsfähig und die Notfallkommunikation gewährleistet. „Über das 450-MHz-Netz werden die Arbeiten für den Netzwiederaufbau koordiniert, wenn herkömmliche Telekommunikationsnetze schon lange ausgefallen sind. Möglich macht das die Notstromversorgung der Funkanlagen über eine emissionsarme Brennstoffzellen-Netzersatzanlage“, erläutert Holger Klein. Aufgrund seiner großen Wellenlänge durchdringt das 450-MHz-Funknetz selbst dicke Gebäudewände. Für eine gute Netzabdeckung in der Fläche werden vergleichsweise wenige Sendeanlagen benötigt, was die Technik kostengünstig macht.
Die schwarzfallsicheren Funknetzinfrastruktur stützt sich auf 12 Funkstandorte im Versorgungsgebiet – und belegt einmal mehr die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kommunen. In Rimbach (Odenwald) sind Funkantenne und Technik beispielsweise im höchsten Ort des Landkreises Bergstraße beherbergt, dem etwa 34 Meter hohen neuen Trommturm. Die beeindruckende Aussicht über den Odenwald bis zur Pfalz von der Turmplattform aus lässt sich auch über eine 360°-Webcam bestaunen, die die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der ENTEGA Medianet installiert hat (https://rimbach.panomax.com/).
Die e-netz Südhessen arbeitet bereits an weiteren Anwendungsmöglichkeiten für die 450-MHz-Technik. Zukünftig sollen strategischen Partnern wie Kommunen und benachbarten Energieversorgern funknetzbasierte Produkte zur Verfügung gestellt werden, um Synergien in der Region zu schaffen. Auch im Messstellenbetrieb werden 450 MHz eine prominente Rolle spielen: Intelligente Zähler mit entsprechenden Kommunikationsmodulen, die laut Gesetzgeber die bestehenden Stromzähler bis 2032 in allen Haushalten ersetzen sollen, lassen sich auf dieser Frequenz aus der Ferne ansteuern und ablesen.
Externer und überregionaler Partner beim Aufbau des 450-Megahertz-Funknetzes ist die 450connect GmbH mit Sitz in Köln, ein Joint Venture mit paritätischer Beteiligung von Alliander, E.ON, der Versorger-Allianz und von regionalen Energieversorgern. Einer dieser regionalen Energieversorger und Anteilseigner ist die ENTEGA AG.
450connect besitzt eine Lizenz für die 450-Megahertz-Frequenz und hat mit anderen Verteilnetzbetreibern als Ankerkunden den Aufbau eines bundesweiten 450-Megahertz-Funknetzes für die Energieversorgung angestoßen. Die Ankerkunden bauen und betreiben die regionale Infrastruktur des Netzes, der Lizenzinhaber liefert die aktive Funktechnik und ist für die Steuerung des Gesamtnetzes verantwortlich.